Kapitel 16: Zukunftstrends und Entwicklungsperspektiven – Die Messe von Morgen gestalten

Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära im Messewesen. Nach der Betrachtung der Grundlagen, der strategischen Planung, der gestalterischen und technischen Umsetzung sowie der operativen Aspekte von Messebeteiligungen richtet dieses abschließende Kapitel den Blick nach vorn. Die Messewirtschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, angetrieben durch disruptive technologische Innovationen, sich rasant ändernde Kundenerwartungen und globale Megatrends wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Dieses Kapitel analysiert die entscheidenden Zukunftstrends und leitet daraus strategische Perspektiven für alle Akteure ab – von Ausstellern über Messebauer und Messedesigner bis hin zu Messeveranstaltern. Wir untersuchen technologische Sprunginnovationen und ihren Einfluss auf den Messestand und das Besuchererlebnis, beleuchten neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsansätze jenseits der klassischen Flächenvermietung, analysieren die fundamentalen Veränderungen im Besucherverhalten, betrachten globale Trends im Kontext regionaler Entwicklungen und skizzieren abschließend strategische Erfolgsfaktoren für die Zukunft. Das Verständnis dieser Entwicklungen ist unerlässlich, um Messeaktivitäten zukunftsfähig zu gestalten und die Relevanz dieses wichtigen Marketinginstruments – wenn auch in transformierter Form – auch in Zukunft sicherzustellen. Auch die Messelogistik und der Messetransport werden sich an diese neuen Realitäten anpassen müssen.

16.1 Technologische Innovationen im Messewesen: Treiber des Wandels

Technologie ist einer der mächtigsten Treiber des Wandels im Messewesen. Neue Entwicklungen ermöglichen nicht nur effizientere Prozesse im Messebau und in der Messelogistik, sondern schaffen völlig neue Möglichkeiten für das Messedesign, die Besucherinteraktion und die Messung des Erfolgs.

  • Immersive Technologien (VR/AR/MR): Virtual, Augmented und Mixed Reality revolutionieren die Präsentation. VR ermöglicht das vollständige Eintauchen in virtuelle Produktwelten oder Simulationen, ideal für komplexe oder große Exponate. AR überlagert die physische Realität am Messestand mit digitalen Informationen, Anleitungen oder Visualisierungen, direkt auf dem Smartphone oder über spezielle Brillen. MR integriert virtuelle Objekte noch nahtloser in die reale Umgebung und erlaubt Interaktionen. Diese Technologien ermöglichen Erlebnisse, die zuvor undenkbar waren, erfordern aber hochwertige Inhalte und eine durchdachte Integration in die Customer Journey.
  • Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen (ML): KI wird zum "Gehirn" intelligenter Messekonzepte. Sie ermöglicht personalisierte Besucheransprachen und Inhaltsempfehlungen basierend auf Verhaltensdaten, automatisiert die Lead-Qualifizierung, optimiert Besucherströme durch prädiktive Analysen, unterstützt die mehrsprachige Kommunikation durch Echtzeit-Übersetzung und kann sogar bei der Erstellung adaptiver Inhalte helfen. KI transformiert Messen von statischen Präsentationen zu dynamischen, lernenden Systemen.
  • Internet der Dinge (IoT) und vernetzte Umgebungen: Sensoren im Messestand und auf dem Gelände erfassen Daten über Besucherströme, Verweildauer, Umgebungsbedingungen oder die Nutzung von Exponaten. Diese Daten ermöglichen eine Echtzeit-Analyse und eine adaptive Steuerung von Licht, Klima oder digitalen Inhalten. Vernetzte Produkte können Live-Daten senden und interaktive Demonstrationen ermöglichen. IoT schafft intelligente, reaktive Messeumgebungen.
  • Robotik und Automatisierung: Roboter finden zunehmend Anwendung auf Messen. Kollaborative Roboter (Cobots) können bei Demonstrationen assistieren oder Besucher informieren. Autonome mobile Roboter unterstützen die Messelogistik oder übernehmen Serviceaufgaben. Telepräsenzroboter ermöglichen virtuelle Standbesuche mit physischer Präsenz. Robotik steigert die Effizienz und dient gleichzeitig als innovative Attraktion.
  • Erweiterte Datenanalyse und Business Intelligence: Die Fähigkeit, große Datenmengen (Big Data) aus verschiedenen Quellen (Tracking, Interaktionen, Leads) zu sammeln, zu analysieren und zu visualisieren, wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Fortschrittliche Analysen ermöglichen tiefere Einblicke in das Besucherverhalten, präzisere Erfolgsmessung (ROI) und datengestützte Entscheidungen zur kontinuierlichen Optimierung von Messedesign, Kommunikation und Strategie.
  • Blockchain und dezentrale Technologien: Blockchain bietet Potenzial für mehr Transparenz und Sicherheit, z. B. bei digitalen Tickets, der Nachverfolgung nachhaltiger Materialien im Messebau, der Verwaltung von Einwilligungen oder der Schaffung einzigartiger digitaler Messe-Assets (NFTs). Smart Contracts können Prozesse automatisieren.
  • 5G/6G und fortschrittliche Konnektivität: Schnelle, latenzarme Netzwerke sind die Voraussetzung für viele datenintensive Anwendungen wie hochauflösendes Streaming für hybride Events, Cloud-basiertes AR/VR oder massive IoT-Implementierungen. Zukünftige Standards wie 6G werden noch leistungsfähigere Anwendungen ermöglichen.
  • Nachhaltige Technologien (Green Tech): Technologische Innovationen unterstützen auch die Nachhaltigkeitstransformation, z. B. durch energieeffiziente Materialien, intelligente Energiemanagementsysteme, digitale Tools zur Ressourcenoptimierung oder kreislauffähige Technologien.

Die Integration und Konvergenz dieser Technologien wird zu ganzheitlichen, intelligenten Messe-Ökosystemen führen, die weit über das heutige Verständnis hinausgehen. Der Schlüssel liegt jedoch nicht im Technologieeinsatz um seiner selbst willen, sondern in der strategischen Nutzung zur Schaffung eines echten Mehrwerts für Aussteller und Besucher.

16.2 Neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsansätze: Jenseits der Flächenvermietung

Die digitale Transformation und veränderte Kundenbedürfnisse zwingen die Messewirtschaft, traditionelle Geschäftsmodelle zu überdenken und neue Wege der Wertschöpfung zu erschließen. Die reine Vermietung von Standfläche reicht oft nicht mehr aus.

  • Transformation klassischer Formate: Physische Messen werden zunehmend hybridisiert, also um digitale Komponenten erweitert. Temporäre Events entwickeln sich zu ganzjährigen Plattformen mit kontinuierlichem Content und Community-Angeboten. Große Leitmessen fragmentieren sich teilweise in spezialisiertere Formate. Der Fokus verschiebt sich von der reinen Produktpräsentation hin zu Wissenstransfer, Networking und Erlebnis. Dies erfordert eine Neupositionierung und neue Kompetenzen bei Veranstaltern und Dienstleistern wie Messebauern.
  • Plattformökonomie: Digitale Matchmaking-Plattformen, B2B-Marktplätze mit Event-Charakter oder Community-Plattformen nutzen Netzwerkeffekte und Daten, um Aussteller und Besucher effizienter zusammenzubringen – oft ganzjährig. Sie konkurrieren mit traditionellen Messen, bieten aber auch Kooperationspotenzial.
  • Abonnement- und Mitgliedschafts-Modelle: Statt einmaliger Teilnahmegebühren etablieren sich Modelle, die kontinuierlichen Zugang zu Inhalten, Netzwerken oder Services bieten (z. B. Jahresmitgliedschaft in einer Branchen-Community mit integrierten Messebesuchen). Dies schafft planbare Erlöse und stärkere Kundenbindung.
  • Content-basierte Modelle: Hochwertige Inhalte (Marktstudien, Trendanalysen, Fachartikel, Webinare) werden zum eigenständigen Produkt. Messeveranstalter positionieren sich als Wissensführer und monetarisieren Inhalte über Abonnements, Premium-Zugänge oder Datenprodukte.
  • Datenbasierte Modelle: Die auf Messen generierten Daten über Besucher, Trends und Interaktionen werden selbst zum handelbaren Gut. Datenprodukte, Benchmarking-Services oder prädiktive Analysen bieten neue Erlösquellen, erfordern aber höchste Standards bei Datenschutz und Ethik.
  • Experience Economy: Einzigartige, hochwertige und oft exklusive Erlebnisse werden zum Werttreiber. Kuratierte Events, VIP-Programme, immersive Inszenierungen oder transformative Lernformate rechtfertigen höhere Preise und schaffen starke emotionale Bindungen. Das Messedesign spielt hier eine zentrale Rolle.
  • Kollaborative und Community-basierte Modelle: Plattformen, die auf Peer-to-Peer-Austausch, User-Generated Content und Co-Creation setzen, nutzen die kollektive Intelligenz der Teilnehmer zur Wertschöpfung. Community-Management wird zur Kernkompetenz.
  • As-a-Service-Modelle: Statt einzelne Leistungen (wie Messebau oder Messelogistik) zu verkaufen, werden komplette Lösungen als Service angeboten (z. B. "Messeauftritt-as-a-Service"). Dies reduziert das Risiko für den Kunden und ermöglicht flexiblere, ergebnisorientierte Modelle.
  • Hybridisierung von Geschäftsmodellen: Erfolgreiche Akteure kombinieren oft Elemente verschiedener Modelle zu robusten, diversifizierten Ökosystemen mit multiplen Erlösströmen (z. B. eine Plattform mit Marktplatz, Community, Content-Abo und physischen Premium-Events).

Diese neuen Geschäftsmodelle erfordern ein Umdenken, neue Kompetenzen (Datenanalyse, Community Management, digitales Marketing) und oft erhebliche Investitionen in Technologie und Personal. Sie bieten aber auch die Chance, die Wertschöpfung zu vertiefen und die Resilienz gegenüber Krisen zu erhöhen.

16.3 Änderungen im Besucherverhalten und Kundenerwartungen: Der Mensch im Mittelpunkt

Die Bedürfnisse, Erwartungen und das Verhalten von Messebesuchern haben sich im Zuge gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen fundamental gewandelt. Messekonzepte, Messedesign und Kommunikationsstrategien müssen sich darauf einstellen, um relevant zu bleiben.

  • Digitalisierte Customer Journey: Besucher informieren sich heute umfassend online im Vorfeld einer Messe. Die Messe ist oft nicht mehr der erste, sondern ein spezifischer Touchpoint in einer hybriden Informations- und Entscheidungsreise. Sie erwarten eine nahtlose Verknüpfung digitaler und physischer Erlebnisse und kommen oft besser vorbereitet und mit konkreteren Fragen zum Messestand.
  • Erlebnisorientierung: Die reine Informationsaufnahme tritt in den Hintergrund. Besucher suchen nach einzigartigen, emotionalen und multisensorischen Erlebnissen, die sie digital nicht bekommen. Sie wollen inspiriert, unterhalten und überrascht werden. Storytelling und immersive Inszenierungen gewinnen an Bedeutung.
  • Personalisierung: Die "One-size-fits-all"-Messe hat ausgedient. Besucher erwarten individuell relevante Inhalte, auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnittene Informationen und personalisierte Interaktionen. Datenbasierte Ansätze zur Personalisierung werden zum Standard erwartet, wobei Datenschutzsensibilität entscheidend ist.
  • Effizienz und Zeitökonomie: Zeit ist eine knappe Ressource. Besucher wollen ihre Messezeit effizient nutzen. Sie erwarten eine klare Orientierung, schnelle Informationsaufnahme, gut geplante Termine und minimale Wartezeiten. Kompakte Formate und digitale Tools zur Optimierung des Besuchs werden geschätzt.
  • Community und Peer-to-Peer-Austausch: Der Wunsch nach authentischem Austausch mit Gleichgesinnten und Branchenkollegen wächst. Messen werden zunehmend als Plattformen für Networking und Community-Building wahrgenommen. Formate, die den direkten Dialog und Peer-Learning fördern, sind gefragt.
  • Nachhaltigkeit und Verantwortung: Besucher werden kritischer bezüglich des ökologischen Fußabdrucks von Veranstaltungen. Sie erwarten von Ausstellern und Veranstaltern ein glaubwürdiges Engagement für Nachhaltigkeit – von ressourcenschonendem Messebau und Abfallvermeidung bis hin zu ethischen Aspekten. Nachhaltigkeit wird zum Hygienefaktor und kann zum Entscheidungskriterium werden.
  • Flexibilität und hybride Optionen: Besucher wünschen sich zunehmend Wahlfreiheit bei der Teilnahme. Hybride Formate, die eine gleichwertige Teilnahme vor Ort oder remote ermöglichen, sowie flexible Zeitmodelle und On-Demand-Zugänge zu Inhalten entsprechen diesem Bedürfnis nach Selbstbestimmung.
  • Generationsspezifische Unterschiede: Auch wenn sich Trends wie Digitalisierung und Erlebnisorientierung über Generationen hinweg zeigen, gibt es spezifische Präferenzen. Jüngere Generationen (Gen Z, Millennials) sind oft digital-affiner, erlebnisorientierter und legen mehr Wert auf Authentizität und Purpose, während ältere Generationen eventuell stärker den persönlichen Kontakt und bewährte Formate schätzen. Erfolgreiche Konzepte bieten oft modulare Ansätze, die verschiedene Präferenzen bedienen.

Das Verständnis dieser sich wandelnden Erwartungen ist die Grundlage für die Entwicklung zukunftsfähiger Messekonzepte. Der Fokus muss auf der Schaffung von echtem Mehrwert liegen, der über das hinausgeht, was digital verfügbar ist, und gleichzeitig die Vorteile digitaler Technologien zur Optimierung des Erlebnisses nutzt.

16.4 Globale Trends und regionale Entwicklungen: Eine Welt, viele Messen

Während globale Trends wie Digitalisierung oder Nachhaltigkeit die Messewirtschaft weltweit prägen, entwickeln sich die Märkte regional sehr unterschiedlich. Kulturelle Prägungen, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und der technologische Reifegrad führen zu einer diversifizierten globalen Messelandschaft.

  • Globale Marktverschiebungen: Das Wachstum der Messewirtschaft verlagert sich zunehmend von den etablierten Märkten in Europa und Nordamerika nach Asien-Pazifik (insbesondere China, aber auch Südostasien und Indien) und in die Golfregion. Diese Regionen investieren massiv in Infrastruktur und entwickeln sich rasant. Lateinamerika und Afrika zeigen selektives Wachstum. Internationale Messestrategien müssen diese Verschiebungen berücksichtigen und differenzierte Ansätze für etablierte und aufstrebende Märkte entwickeln.
  • Regionale Messekulturen: Die Art und Weise, wie Messen wahrgenommen und genutzt werden, unterscheidet sich kulturell erheblich. In Europa stehen oft Qualität und Fachexpertise im Vordergrund, in Nordamerika Networking und Effizienz, in Asien Größe, Prestige und Beziehungsaufbau, im Nahen Osten Repräsentation und Gastfreundschaft. Erfolgreiche internationale Messekonzepte erfordern eine sensible kulturelle Anpassung von Messedesign, Kommunikation und Verhaltensweisen.
  • Unterschiedliche Digitalisierungsgrade: Während Nordeuropa und Nordamerika Vorreiter bei hybriden Formaten sind, treibt China die Entwicklung integrierter digitaler Ökosysteme voran. In anderen Regionen mag die Akzeptanz digitaler Formate langsamer sein oder der Fokus stärker auf mobilen Lösungen liegen. Internationale digitale Strategien müssen diese Unterschiede in Infrastruktur und Nutzerverhalten berücksichtigen.
  • Regulatorische Vielfalt: Datenschutzgesetze (wie die DSGVO in Europa), Umweltauflagen, technische Standards, Zollbestimmungen oder Genehmigungsverfahren für den Messebau variieren weltweit stark. Compliance erfordert lokale Expertise und sorgfältige Planung. Auch politische Faktoren (Handelskonflikte, Reisebeschränkungen, Stabilität) beeinflussen internationale Messeaktivitäten zunehmend.
  • Nachhaltigkeitstrends im regionalen Kontext: Obwohl Nachhaltigkeit global an Bedeutung gewinnt, unterscheiden sich die Prioritäten. In Europa stehen oft CO2-Reduktion und Kreislaufwirtschaft im Fokus, in Asien vielleicht eher Luftqualität oder Abfallmanagement, in Entwicklungsmärkten die Balance mit wirtschaftlichem Wachstum. Nachhaltigkeitsstrategien müssen global konsistent, aber lokal relevant sein.
  • Aufstrebende Messeregionen: Märkte in Südostasien, Indien, der Golfregion oder Teilen Afrikas bieten hohes Wachstumspotenzial, erfordern aber oft Pionierarbeit, lokale Partnerschaften und an die dortigen Bedingungen angepasste Konzepte für Messebau und Messelogistik. Technologisches "Leapfrogging" kann hier zu schnellen Entwicklungen führen.
  • Internationale Messenetzwerke: Erfolgreiche Messeformate expandieren global, oft durch Partnerschaften oder Franchise-Modelle. Diese Netzwerke bieten globale Reichweite, erfordern aber eine sorgfältige Balance zwischen globaler Markenidentität und lokaler Anpassung.

Die globale Messelandschaft zeigt somit gleichzeitig konvergierende Trends (Digitalisierung, Erlebnis, Nachhaltigkeit) und divergierende Entwicklungen aufgrund regionaler Unterschiede. Erfolgreiche internationale Strategien müssen diese Komplexität abbilden, global denken und lokal handeln.

16.5 Strategische Zukunftsperspektiven: Die Weichen richtig stellen

Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen steht die Messewirtschaft vor strategischen Weichenstellungen. Unternehmen, die Messebeteiligungen als wichtigen Marketingkanal nutzen, müssen ihre Strategien überdenken und zukunftsorientiert ausrichten.

  • Transformation der Messefunktion: Messen wandeln sich von isolierten, temporären Verkaufs- und Präsentationsveranstaltungen zu integrierten Touchpoints in einer kontinuierlichen, hybriden Customer Journey. Ihre Funktion verschiebt sich hin zur Erlebnis- und Beziehungsplattform, die durch digitale Kanäle ergänzt und erweitert wird. Dies erfordert eine strategische Neupositionierung im Marketing-Mix.
  • Zukunft physischer Begegnungen: Die physische Messe wird nicht verschwinden, aber ihre Existenzberechtigung liegt zukünftig noch stärker in den einzigartigen Qualitäten, die digital nicht replizierbar sind: multisensorische Erlebnisse, authentische zwischenmenschliche Interaktion, Vertrauensbildung, Serendipität und Gemeinschaftsgefühl. Messedesign und Messebau müssen diese Qualitäten gezielt inszenieren.
  • Aufstieg von Plattformen und Ökosystemen: Die Zukunft gehört zunehmend integrierten Branchenplattformen, die physische Events, digitale Marktplätze, Content-Hubs und ganzjährige Communities zu einem Ökosystem verbinden. Messeveranstalter und auch große Aussteller müssen überlegen, wie sie Teil solcher Ökosysteme werden oder diese selbst aufbauen können.
  • Daten und KI als strategische Assets: Die Fähigkeit, Daten intelligent zu sammeln, zu analysieren und zu nutzen, wird zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. KI-gestützte Personalisierung, prädiktive Analysen und datenbasierte Optimierung werden Standard. Dies erfordert Investitionen in Technologie und Kompetenzen sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten.
  • Nachhaltigkeit als strategischer Imperativ: Nachhaltigkeit wird von einem "Nice-to-have" zu einer Grundvoraussetzung. Kreislauforientierte Geschäftsmodelle, klimaneutrale Wertschöpfungsketten (inkl. Messelogistik und Messetransport) und soziale Verantwortung müssen integraler Bestandteil der Strategie und des Handelns werden. Dies bietet auch Chancen für Innovation und Differenzierung.
  • Neue Organisationsformen und Kompetenzen: Die Transformation erfordert agilere, vernetztere und anpassungsfähigere Organisationsstrukturen. Neue Kompetenzen in Bereichen wie Digitaltechnologie, Datenanalyse, Experience Design, Community Management und Nachhaltigkeit müssen aufgebaut oder eingekauft werden. Lebenslanges Lernen und interdisziplinäre Zusammenarbeit werden wichtiger.

Um sich auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten, ist die Arbeit mit Szenarien hilfreich. Ob die Zukunft eher von einer Renaissance des Physischen, digitaler Dominanz, hybriden Ökosystemen oder einer Fragmentierung geprägt sein wird – Unternehmen sollten robuste Strategien entwickeln, die in verschiedenen Szenarien funktionieren.

Strategische Erfolgsfaktoren für die Zukunft sind zusammenfassend:

  1. Adaptivität und Resilienz: Die Fähigkeit, sich schnell an Veränderungen anzupassen.
  2. Kundenzentrierte Wertschöpfung: Konsequenter Fokus auf echten Mehrwert und personalisierte Erlebnisse.
  3. Technologische Integration: Strategische Nutzung von Daten und Technologien zur Erlebnissteigerung und Effizienz.
  4. Ökosystemdenken und Kollaboration: Aufbau und Nutzung von Netzwerken und Plattformen.
  5. Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit: Integration ökologischer und sozialer Verantwortung ins Kerngeschäft.

Die Messe von morgen wird anders sein als die von gestern – hybrider, datengetriebener, erlebnisorientierter und nachhaltiger. Unternehmen, die diese Transformation aktiv gestalten und die neuen Möglichkeiten strategisch nutzen, werden auch in Zukunft von der einzigartigen Kraft der Messe als Begegnungs- und Geschäftsplattform profitieren.

Frau Andra Busse
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