Kapitel 15: Fallstudien und Best Practices – Lernen von den Besten

Nachdem wir die theoretischen Grundlagen, strategischen Überlegungen und praktischen Aspekte des Messewesens, des Messebaus und des Messedesigns umfassend beleuchtet haben, widmet sich dieses Kapitel der konkreten Anwendung und Inspiration. Nichts ist oft lehrreicher als der Blick auf erfolgreiche Beispiele aus der Praxis. Anhand von Fallstudien und Best Practices aus verschiedenen Branchen und Themenbereichen untersuchen wir, wie innovative Konzepte umgesetzt wurden, welche Herausforderungen gemeistert und welche kreativen Lösungen gefunden wurden. Wir analysieren erfolgreiche Messekonzepte unterschiedlicher Industrien, tauchen ein in innovative Standgestaltungen, betrachten Lösungsansätze für typische Herausforderungen, untersuchen gelungene Beispiele der digitalen Transformation von Messeauftritten und werfen einen Blick auf vorbildliche nachhaltige Messekonzepte. Dieses Kapitel soll nicht nur als Inspirationsquelle dienen, sondern auch konkrete, übertragbare Erkenntnisse liefern, wie durchdachte Strategien in Bezug auf Messebau, Messestand-Gestaltung, Messelogistik und Kommunikation zu messbarem Erfolg führen können.

15.1 Erfolgreiche Messekonzepte verschiedener Branchen: Branchenspezifische Exzellenz

Obwohl es übergreifende Erfolgsprinzipien gibt, prägen branchenspezifische Anforderungen, Zielgruppen und Produkte die Ausgestaltung erfolgreicher Messekonzepte maßgeblich. Die Analyse von Best Practices aus verschiedenen Sektoren offenbart spezifische Strategien und Schwerpunkte.

Automobilindustrie: Zwischen Emotion und Innovation

Die Automobilbranche steht vor enormen Umbrüchen (Elektromobilität, autonomes Fahren, Konnektivität) und nutzt Messen intensiv, um sowohl emotionale Markenwelten zu schaffen als auch technologische Führerschaft zu demonstrieren.

  • Fallbeispiel (z. B. Mercedes-Benz auf der IAA): Oftmals werden riesige, architektonisch beeindruckende Markenwelten geschaffen, die nicht nur aktuelle Modelle, sondern vor allem Zukunftsvisionen und Technologiethemen in den Mittelpunkt stellen. Immersive Installationen, dynamische Fahrpräsentationen (soweit möglich) und eine nahtlose Integration digitaler Erlebnisse (Konfiguratoren, VR-Fahrten) sind typisch. Das Messedesign ist hochwertig, oft minimalistisch und technologieaffin, der Messebau entsprechend aufwendig.
  • Erfolgsfaktoren: Die Stärke liegt in der emotionalen Aufladung der Marke, der Schaffung begehrenswerter Erlebnisse und der überzeugenden Darstellung technologischer Kompetenz. Die Balance zwischen Faszination für das Produkt und der Vermittlung von Zukunftsperspektiven ist entscheidend. Die Messelogistik für die Anlieferung und Präsentation zahlreicher Fahrzeuge ist komplex.
  • Learnings: Die Bedeutung einer konsistenten, emotionalen Markenkommunikation über alle Kanäle hinweg wird deutlich. Immersive Erlebnisse schaffen hohe Erinnerungswerte. Technologie muss dem Erlebnis dienen und nicht zum Selbstzweck werden.

Technologiebranche (B2B): Lösungskompetenz im Fokus

Im B2B-Technologiebereich geht es weniger um einzelne Produkte als um komplexe Lösungen und die Demonstration von Kompetenz zur Lösung spezifischer Kundenprobleme.

  • Fallbeispiel (z. B. Siemens auf der Hannover Messe): Hier stehen oft thematische Erlebniswelten im Vordergrund, die digitale Transformation oder spezifische Branchenlösungen greifbar machen. Live-Demonstrationen realer Anwendungsfälle, interaktive Simulationen und die Präsentation integrierter Systeme (Hardware, Software, Services) sind zentral. Der Messestand ist klar strukturiert, oft modular aufgebaut, und dient als Plattform für Expertengespräche.
  • Erfolgsfaktoren: Der Fokus liegt klar auf dem Kundennutzen. Komplexe Lösungen werden verständlich und interaktiv präsentiert. Thought Leadership durch Vorträge und Expertenrunden unterstreicht die Kompetenz. Eine klare Segmentierung nach Branchen oder Anwendungen erleichtert den Besuchern die Orientierung.
  • Learnings: Die Visualisierung komplexer Sachverhalte ist entscheidend. Besucher wollen Lösungen sehen und ausprobieren. Die Kombination aus Produktpräsentation und tiefgehender Fachexpertise ist unerlässlich. Eine klare Strukturierung des Messestandes hilft Besuchern, schnell relevante Informationen zu finden.

Konsumgüterindustrie: Multisensorik und Markenerlebnis

Im Konsumgüterbereich (z. B. Food, Lifestyle, Mode) stehen das Markenerlebnis und die emotionale Bindung im Vordergrund. Messen dienen oft der Orderplatzierung, aber auch der Markenpflege und Trendpräsentation.

  • Fallbeispiel (z. B. Nespresso auf der Ambiente): Oft werden immersive Markenwelten geschaffen, die die Produkte in einem ansprechenden Lifestyle-Kontext präsentieren. Multisensorische Ansprache (Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen) ist zentral. Das Messedesign ist oft hochwertig, atmosphärisch und detailverliebt, um die Markenwerte zu transportieren. Verkostungen, Workshops oder personalisierte Erlebnisse fördern die Interaktion.
  • Erfolgsfaktoren: Die konsequente Übersetzung der Markenidentität in ein räumliches, multisensorisches Erlebnis ist entscheidend. Emotionales Storytelling schafft Bindung. Die persönliche Interaktion und die Schaffung besonderer Momente (z. B. durch exzellente Hospitality) sind wichtig. Die Integration von Social-Media-Elementen verlängert das Erlebnis.
  • Learnings: Authentizität ist Trumpf – das Erlebnis muss zur Marke passen. Multisensorische Reize erhöhen die Erinnerungswirkung signifikant. Emotionale Geschichten schaffen tiefere Verbindungen als reine Fakten.

Medizintechnik: Vertrauen durch Kompetenz und Evidenz

In der hochsensiblen Medizintechnikbranche geht es darum, Vertrauen aufzubauen, technologische Innovationen glaubwürdig zu präsentieren und den klinischen Nutzen klar zu kommunizieren.

  • Fallbeispiel (z. B. Philips auf der MEDICA): Oft werden realistische klinische Anwendungsszenarien nachgebildet (z. B. OP-Saal, Patientenzimmer). Die Präsentation kombiniert die Vorstellung neuer Geräte mit wissenschaftlicher Evidenz und Expertenwissen. Das Messedesign ist oft clean, professionell und vertrauenserweckend. Hands-on-Demonstrationen und Schulungsangebote sind wichtig.
  • Erfolgsfaktoren: Die Demonstration fachlicher Kompetenz und Zuverlässigkeit ist zentral. Der Fokus liegt auf dem Patientennutzen und klinischen Vorteilen. Eine klare, faktenbasierte Kommunikation schafft Vertrauen. Die Balance zwischen innovativer Technologie und bewährter Sicherheit muss gewahrt werden.
  • Learnings: Authentische Anwendungsszenarien erhöhen die Glaubwürdigkeit. Fachkompetenz des Personals ist unerlässlich. Vertrauen ist die Währung dieser Branche und muss durch alle Aspekte des Auftritts gestärkt werden.

Maschinen- und Anlagenbau: Leistung live erleben

In dieser Branche steht die Demonstration der Leistungsfähigkeit und Effizienz komplexer Maschinen und Anlagen im Vordergrund. Messen sind oft wichtige Plattformen für Investitionsentscheidungen.

  • Fallbeispiel (z. B. DMG MORI auf der EMO): Charakteristisch sind großflächige Präsentationen, auf denen Maschinen live in Aktion gezeigt werden. Komplexe Fertigungsprozesse werden demonstriert, oft integriert in digitale Produktionsumgebungen. Der Fokus liegt auf Produktivität, Präzision und Wirtschaftlichkeit. Der Messebau muss robust sein und die technischen Anforderungen (Strom, Druckluft, Fundamente) erfüllen. Die Messelogistik für den Messetransport und die Installation schwerer Maschinen ist extrem anspruchsvoll.
  • Erfolgsfaktoren: Die Live-Demonstration der Maschinenleistung ist entscheidend. Die Visualisierung komplexer Prozesse und der konkrete Nachweis von Effizienzsteigerungen überzeugen. Fachkompetente Beratung zur Lösung spezifischer Produktionsherausforderungen ist essenziell. Die Integration von digitalen Lösungen (Steuerung, Monitoring) gewinnt an Bedeutung.
  • Learnings: "Sehen ist Glauben" – die Live-Demo ist durch nichts zu ersetzen. Die Visualisierung von Prozessen und Daten schafft Verständnis. Der Fokus auf den konkreten wirtschaftlichen Nutzen für den Kunden ist zentral.

Branchenübergreifende Erfolgsfaktoren: Trotz aller Unterschiede zeigen sich Muster: Strategische Klarheit, authentische Markenkommunikation, konsequente Besucherorientierung, die sinnvolle Integration physischer und digitaler Elemente sowie zunehmend auch Nachhaltigkeit sind universelle Schlüssel zum Erfolg im modernen Messewesen.

15.2 Innovative Standkonzepte und kreative Lösungen: Jenseits des Standards

Um im dichten Wettbewerbsumfeld einer Messe aufzufallen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, bedarf es oft mehr als nur eines soliden Standardkonzepts. Innovative Ideen und kreative Lösungen im Messedesign und Messebau können den entscheidenden Unterschied machen.

Architektonische Innovationen: Ungewöhnliche räumliche Konzepte können die Wahrnehmung herausfordern und Aufmerksamkeit erregen. Beispiele sind Messestände mit unerwarteter vertikaler Gliederung, schwebend wirkenden Elementen, überraschenden Durchblicken und Transparenzen oder transformierbaren Raumstrukturen. Der kreative Einsatz von Proportionen, Kontrasten und Licht kann auch mit begrenztem Budget starke räumliche Wirkungen erzielen. Wichtig ist, dass die Innovation nicht zum Selbstzweck wird, sondern die Markenbotschaft unterstützt und funktional bleibt.

Materialinnovationen: Der Einsatz ungewöhnlicher oder nachhaltiger Materialien kann ein starkes Statement setzen. Beispiele reichen von Upcycling-Materialien (alte Industriereste, Alltagsgegenstände) über biobasierte Werkstoffe (Pilzmyzel, Bambus, Strohplatten) bis hin zu technischen Textilien oder intelligenten Oberflächen. Solche Materialien können nicht nur ästhetisch differenzieren, sondern auch die Nachhaltigkeitsbotschaft des Unternehmens authentisch unterstreichen. Die Herausforderung liegt oft in der Verarbeitung und der Sicherstellung der notwendigen technischen Eigenschaften (Brandschutz, Stabilität).

Interaktive Technologien: Innovative Technologien können Besucher auf neue Weise einbinden. Statt einfacher Touchscreens könnten dies Mixed-Reality-Anwendungen sein, die physische Produkte mit virtuellen Informationen überlagern, berührungslose Gestensteuerungen, interaktive Projektionen auf ungewöhnliche Oberflächen oder gar physische Installationen, die auf Besucheraktionen reagieren (Physical Computing). Der Schlüssel liegt in der intuitiven Bedienbarkeit und dem klaren Mehrwert für den Besucher.

Narrative Standkonzepte: Statt einer reinen Produktpräsentation kann der Messestand eine Geschichte erzählen. Eine sequenzielle Raumabfolge kann Besucher auf eine dramaturgische Reise mitnehmen. Partizipative Erzählformate können Besucher zu aktiven Teilnehmern machen. Metaphorische oder symbolische Raumkonzepte können Markenwerte auf subtile Weise vermitteln. Ein starkes Narrativ schafft emotionale Bindung und hohen Erinnerungswert.

Kollaborative und partizipative Formate: Statt Besucher nur zu informieren, können sie aktiv eingebunden werden. Co-Creation-Bereiche, Live-Experimente, bei denen Besucher mitwirken, Community-Wände oder kollaborative Kunstprojekte schaffen ein hohes Maß an Engagement und authentischer Interaktion. Solche Formate erfordern oft eine gute Moderation und Flexibilität.

Hybride und phygitale Konzepte: Die innovative Verbindung von physischem Messestand und digitalen Kanälen schafft erweiterte Erlebnisräume. RFID- oder NFC-aktivierte Produkte können personalisierte digitale Inhalte freischalten. AR-Anwendungen können das physische Erlebnis erweitern. Social-Media-Integration kann die Reichweite verlängern und eine Brücke zur Online-Welt schlagen.

Überraschende Kontexte: Manchmal liegt die Innovation im Bruch mit Erwartungen. Ein Messestand an einem ungewöhnlichen Ort (z. B. außerhalb der Halle, in einem unerwarteten architektonischen Kontext), eine überraschende thematische Inszenierung oder ein Guerilla-Marketing-Ansatz können enorme Aufmerksamkeit generieren.

Erfolgsfaktoren für Innovation: Entscheidend ist, dass Innovationen strategisch verankert sind, zur Marke passen, einen klaren Mehrwert bieten und funktional umsetzbar sind. Authentizität und eine ganzheitliche Konzeption sind wichtiger als oberflächliche Effekthascherei. Oft entstehen die besten kreativen Lösungen gerade unter Budget- oder Platzbeschränkungen.

15.3 Herausforderungen und Lösungsansätze: Typische Hürden meistern

Jede Messebeteiligung birgt spezifische Herausforderungen. Die Kenntnis typischer Problemfelder und bewährter Lösungsansätze hilft, diese proaktiv anzugehen oder effektiv darauf zu reagieren.

  • Herausforderung: Budgetbeschränkungen: Steigende Kosten für Messebau, Fläche und Messelogistik treffen oft auf knappe Budgets.
    • Lösungsansätze: Modulare, wiederverwendbare Standsysteme statt teurer Individualbauten; klare Priorisierung und Fokussierung auf Kernbotschaften/-produkte; digitale Erweiterungen statt physischer Präsenz für das gesamte Portfolio; Kooperationen mit Partnern zur Kostenteilung; kreative Low-Budget-Lösungen, die auf Wirkung statt auf Größe setzen; mehrjährige Standkonzepte.
  • Herausforderung: Ungünstiger Standort: Eine schlechte Platzierung in der Halle kann die Sichtbarkeit und Besucherfrequenz stark beeinträchtigen.
    • Lösungsansätze: Auffällige Höhenarchitektur zur Verbesserung der Fernwirkung; starke visuelle Eye-Catcher; gezieltes Pre-Marketing mit klarer Kommunikation des Standorts und digitaler Wegeleitung; Schaffung einzigartiger Attraktionen, die Besucher gezielt anziehen; optimiertes Messedesign für schwierige Grundrisse.
  • Herausforderung: Personalengpässe/Qualifikation: Fehlendes oder unzureichend qualifiziertes Standpersonal gefährdet den Erfolg.
    • Lösungsansätze: Frühzeitige, strategische Personalplanung; Aufbau eines internen Messe-Pools; gezielte Schulung und Briefing (auch digital); Kombination von internen Experten mit externen Kräften (Hostessen, lokale Partner); klare Rollenverteilung; Rotationssysteme zur Belastungssteuerung.
  • Herausforderung: Logistische Komplexität/Zeitdruck: Internationale Transporte, enge Zeitfenster für Auf- und Abbau, Koordination vieler Gewerke.
    • Lösungsansätze: Detaillierte Messelogistik-Planung mit Puffern; Zusammenarbeit mit erfahrenen Messespediteuren; modulare, leicht zu transportierende und montierende Konzepte; maximale Vorfertigung; digitale Koordinationstools; Entwicklung von Notfallplänen (Plan B).
  • Herausforderung: Technische Probleme: Unzuverlässige Infrastruktur (Strom, Internet) oder Ausfall eigener Technik am Messestand.
    • Lösungsansätze: Frühzeitige Prüfung der Infrastruktur; redundante Systeme für kritische Funktionen; Offline-Fähigkeit digitaler Anwendungen; eigene Backup-Stromversorgung oder lokale Server; gründliche Vorabtests; technisches Supportpersonal vor Ort.
  • Herausforderung: Interkulturelle Barrieren: Missverständnisse bei internationalen Messen aufgrund sprachlicher oder kultureller Unterschiede.
    • Lösungsansätze: Interkulturelle Schulung des Teams; Einbindung lokaler Mitarbeiter oder Partner; mehrsprachige Kommunikationsmaterialien und Standbeschriftungen; Einsatz von Dolmetschern; Sensibilität und Anpassungsfähigkeit im Verhalten.
  • Herausforderung: Wettbewerbsdruck/Differenzierung: Schwierigkeit, sich in einem dichten Marktumfeld abzuheben.
    • Lösungsansätze: Klare Positionierung mit Fokus auf einzigartigen Kundennutzen; innovative Präsentationsformate statt reiner Produktshow; authentisches Storytelling; Schaffung einzigartiger Besuchererlebnisse; Fokussierung auf Nischen oder spezifische Problemlösungen.
  • Herausforderung: Nachhaltigkeit umsetzen: Balance zwischen anspruchsvollem Messedesign und ökologischer Verantwortung.
    • Lösungsansätze: Modulare, langlebige Systeme; Einsatz zertifizierter, kreislauffähiger Materialien; Energieeffizienz bei Beleuchtung und Technik; optimierte Messelogistik; transparente Kommunikation der Maßnahmen.

Übergreifende Lösungsprinzipien: Erfolgreiche Ansätze zeichnen sich oft durch strategische Klarheit, Flexibilität, Kreativität und die Bereitschaft zur Kollaboration aus. Eine proaktive Planung, die potenzielle Herausforderungen antizipiert, ist dabei ebenso wichtig wie die Fähigkeit, agil auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren.

15.4 Digitale Transformation von Messeauftritten: Praxisbeispiele

Die digitale Transformation verändert Messeauftritte grundlegend. Erfolgreiche Beispiele zeigen, wie digitale Technologien strategisch genutzt werden können, um Reichweite, Engagement und Messbarkeit zu erhöhen.

  • Strategische Ansätze: Ein B2B-Technologieunternehmen transformierte seinen traditionellen Auftritt schrittweise. Statt nur Produkte zu zeigen, wurden digitale Erweiterungen (AR, Konfiguratoren) integriert, die Besucheransprache durch Daten personalisiert und hybride Formate für die Vor- und Nachbereitung genutzt. Das Ergebnis: deutlich mehr qualifizierte Leads bei gleichem Budget und besserer ROI-Nachweis. Dies zeigt: Die Transformation muss strategisch erfolgen, Mehrwert bieten und kann iterativ geschehen.
  • Digitale Erweiterung physischer Stände: Ein Industrieausrüster mit begrenzter Standfläche nutzte AR, um virtuelle Modelle großer Maschinen über kleinen physischen Markern zu zeigen. Interaktive Terminals ermöglichten die Konfiguration und virtuelle Werksführungen ergänzten das Erlebnis. So konnte das gesamte Portfolio präsentiert und die Interaktion vertieft werden. Digitale Layer erweitern den physischen Raum effektiv.
  • Hybride Messekonzepte: Ein globaler Softwareanbieter schuf ein voll integriertes hybrides Event. Ein digitaler Zwilling des physischen Messestandes ermöglichte Remote-Teilnahme. Präsentationen wurden live gestreamt, virtuelle Networking-Bereiche verbanden Teilnehmer, und gemeinsame Aktivitäten fanden physisch und digital statt. Die Reichweite wurde verdreifacht. Hybride Konzepte erfordern eine nahtlose technische und konzeptionelle Integration.
  • Datenbasierte Personalisierung: Ein Healthcare-Unternehmen nutzte digitale Vorab-Profilierung und RFID-Badges, um Besuchern am Messestand personalisierte Inhalte und Rundgänge anzubieten. Das Follow-up wurde ebenfalls datengestützt individualisiert. Ergebnis: höhere Relevanzwahrnehmung und bessere Lead-Qualität. Personalisierung steigert die Effektivität, erfordert aber eine gute Datenbasis und Datenschutzkonformität.
  • Virtuelle und erweiterte Realitäten: Ein Architekturbüro nutzte VR, um Kunden immersive Begehungen geplanter Gebäude zu ermöglichen – etwas, das physisch unmöglich wäre. Interaktive Konfigurationsmöglichkeiten in VR unterstützten Planungsgespräche. Immersive Technologien schaffen einzigartige Erlebnisse, erfordern aber hochwertige Inhalte und oft eine Betreuung.
  • Digitale Communities: Ein Industrieausrüster baute eine ganzjährige digitale Plattform auf, die die saisonalen Messeauftritte ergänzt. Kontinuierlicher Content, virtuelle Events und Experten-Webinare halten die Community aktiv und generieren qualifizierte Leads für die physischen Messen. Digitale Communities verlängern das Messe-Engagement zeitlich.
  • Datenanalyse zur Optimierung: Ein Maschinenbauer implementierte ein integriertes System zur Erfassung und Analyse von Besucherdaten (Lead-Scanning, Tracking, Interaktionsanalyse). KI-gestützte Modelle halfen bei der Lead-Bewertung und der Optimierung von Standlayout und Personalplanung. Datenbasierte Entscheidungen verbesserten die Conversion Rate signifikant.

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren: Die digitale Transformation erfordert Investitionen in Technologie und Kompetenzen, ein Umdenken in Prozessen und Kultur sowie die Balance zwischen Innovation und Praktikabilität. Erfolgsfaktoren sind eine klare Strategie, der Fokus auf Besuchermehrwert, ein iteratives Vorgehen und die nahtlose Integration digitaler und physischer Elemente.

15.5 Nachhaltige Messekonzepte in der Praxis: Verantwortung sichtbar machen

Nachhaltigkeit im Messebau ist mehr als ein Trend – sie ist eine Notwendigkeit und zunehmend auch ein Wettbewerbsvorteil. Erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen, wie ökologische und soziale Verantwortung konkret umgesetzt werden kann.

  • Ganzheitliche Strategien: Ein Outdoor-Ausrüster, dessen Markenidentität stark auf Nachhaltigkeit basiert, setzte dies konsequent am Messestand um. Ein modulares Mehrwegsystem aus Cradle-to-Cradle-zertifizierten und recycelten Materialien, CO2-Kompensation für Anreise und Betrieb sowie soziale Initiativen im Rahmen der Messe machten die Nachhaltigkeitsphilosophie erlebbar und glaubwürdig. Dies zeigt: Authentizität und eine Integration in die Gesamtstrategie sind entscheidend.
  • Materialinnovationen: Ein Möbelhersteller entwickelte für seinen Messebau ein eigenes modulares System aus Recyclingkunststoff und Reststoffen aus der Landwirtschaft. Alle Komponenten waren für eine einfache Demontage und sortenreine Trennung konzipiert, dokumentiert in einem Materialpass. Dies reduzierte den ökologischen Fußabdruck drastisch und wurde gleichzeitig als Designinnovation kommuniziert.
  • Energie- und Ressourceneffizienz: Ein Technologieunternehmen implementierte ein umfassendes Energiekonzept: Hocheffiziente LED-Beleuchtung mit Tageslichtsteuerung, energieoptimierte Medientechnik, intelligentes Lastmanagement und sogar in Standelemente integrierte Solarpanels zur Teilversorgung. Dies sparte nicht nur Energie und Kosten, sondern demonstrierte auch die Technologiekompetenz des Unternehmens.
  • Nachhaltige Logistik: Ein internationaler Konsumgüterhersteller reduzierte die Emissionen seines globalen Messeprogramms durch ein dezentrales Produktionskonzept. Statt fertige Stände um die Welt zu transportieren (Messetransport), wurden Konstruktionsdaten digital übermittelt und Standardelemente von lokalen Partnern vor Ort gefertigt. Kritische Markenelemente kamen per Bahn statt Luftfracht. Dies sparte Emissionen und stärkte lokale Strukturen.
  • Kreislaufwirtschaft: Ein Chemieunternehmen realisierte ein nahezu abfallfreies Standkonzept. Durch konsequentes Design für Demontage und die Auswahl kreislauffähiger Materialien konnten fast alle Komponenten nach der Messe entweder wiederverwendet, recycelt oder kompostiert werden. Ein Rücknahmesystem und eine Materialbank für zukünftige Projekte wurden etabliert.
  • Soziale Nachhaltigkeit: Ein Fair-Trade-Unternehmen achtete nicht nur auf ökologische Materialien, sondern auch auf faire Arbeitsbedingungen bei allen beteiligten Messebau-Partnern und Dienstleistern. Der Messestand war barrierefrei gestaltet, und es wurden lokale soziale Projekte unterstützt und thematisiert.
  • Transparente Kommunikation: Ein Lebensmittelhersteller machte seine umfangreichen Nachhaltigkeitsmaßnahmen am Stand sichtbar und erlebbar. Informationstafeln, interaktive Stationen, Materialpässe via QR-Code und geführte Touren erklärten die Konzepte und quantifizierten die Einsparungen, was die Glaubwürdigkeit erhöhte.

Erfolgsfaktoren: Erfolgreiche nachhaltige Messekonzepte sind strategisch integriert, authentisch, innovativ und transparent kommuniziert. Sie erfordern oft eine höhere Anfangsinvestition (z. B. in langlebige, modulare Systeme), können aber durch Ressourceneinsparungen, Mehrfachnutzung und positive Imageeffekte langfristig wirtschaftlich vorteilhaft sein. Kollaboration entlang der Wertschöpfungskette ist oft entscheidend für die Umsetzung ambitionierter Kreislaufkonzepte.

Frau Andra Busse
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