Kapitel 11: Internationale Messen und kulturelle Besonderheiten – Navigieren auf globalem Parkett
Messen sind längst keine rein nationalen oder regionalen Phänomene mehr. Die Globalisierung von Wirtschaft und Handel hat zu einer starken Internationalisierung des Messewesens geführt. Für viele Unternehmen ist die Teilnahme an internationalen Messen ein entscheidender Schritt zur Erschließung neuer Märkte, zum Aufbau globaler Netzwerke und zur Positionierung im weltweiten Wettbewerb. Internationale Messebeteiligungen stellen jedoch besondere Herausforderungen dar, die weit über die sprachliche Dimension hinausgehen. Kulturelle Unterschiede in der Kommunikation, im Geschäftsgebaren, im Messedesign und in den Erwartungen an einen Messestand können über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Dieses Kapitel widmet sich den spezifischen Aspekten internationaler Messebeteiligungen. Wir analysieren die globale Messelandschaft und ihre regionalen Unterschiede, tauchen tief ein in die interkulturelle Kommunikation und Verhandlungsführung, beleuchten die komplexen Anforderungen an die internationale Messelogistik und Organisation, betrachten die kulturspezifische Anpassung der Standgestaltung und schließen mit strategischen Überlegungen für internationales Messemarketing. Ein Verständnis dieser globalen Dimensionen und kulturellen Nuancen ist unerlässlich für jeden, der sich erfolgreich auf dem internationalen Messeparkett bewegen möchte – vom Exportmanager über den internationalen Messebauer bis hin zum Verantwortlichen für den globalen Messetransport.
11.1 Globale Messelandschaft und regionale Unterschiede: Eine Welt voller Vielfalt
Die Welt der Messen ist global, aber keineswegs homogen. Verschiedene Regionen haben eigene Messetraditionen, wirtschaftliche Schwerpunkte und infrastrukturelle Gegebenheiten entwickelt. Ein strategischer Überblick über die globale Messelandschaft und ihre regionalen Ausprägungen ist die Grundlage für erfolgreiche internationale Messeaktivitäten.
Überblick über die globale Messelandschaft:
- Etablierte Messemärkte:
- Europa: Gilt als Wiege des modernen Messewesens mit einer sehr hohen Dichte an hochspezialisierten Fachmessen, insbesondere in Deutschland. Hohe Professionalität, etablierte Infrastrukturen und starke internationale Ausrichtung prägen den Markt.
- Nordamerika: Fokus liegt oft auf großen Kongressmessen mit begleitenden Ausstellungen (Trade Shows). Starke Rolle von Branchenverbänden, hohe Effizienzorientierung und ausgeprägte Networking-Kultur.
- Japan: Technologisch hoch entwickelte Messen, oft mit starkem Fokus auf Innovation und Präzision. Hohe Qualitätsstandards und spezifische kulturelle Geschäftspraktiken.
- Dynamische Wachstumsmärkte:
- China: Hat sich zum größten Messemarkt der Welt entwickelt, mit massiven Investitionen in moderne Messegelände. Rasantes Wachstum, hohe Besucherzahlen, zunehmende Internationalisierung und Professionalisierung.
- Indien: Aufstrebender Markt mit großem Potenzial, aber noch heterogener Infrastruktur. Wachsende Bedeutung in verschiedenen Industriesektoren.
- Golfregion (insb. VAE): Moderne, oft luxuriöse Messezentren mit starker internationaler Ausrichtung, die als Drehscheibe zwischen Europa, Asien und Afrika fungieren. Hohe Investitionsbereitschaft und Fokus auf Prestige.
- Südostasien (ASEAN-Staaten): Dynamische Wirtschaftsentwicklung führt zu wachsender Bedeutung von Messen in Ländern wie Singapur, Thailand, Indonesien und Vietnam, oft mit regionalem Fokus.
- Entwicklungsmärkte:
- Lateinamerika (insb. Brasilien, Mexiko): Etablierte Messen in wichtigen Wirtschaftszentren, oft mit starkem regionalem Bezug und lebhafter Messekultur.
- Afrika (insb. Südafrika, Kenia, Nordafrika): Wachsende Bedeutung von Messen für die regionale Wirtschaftsentwicklung und Markterschließung, aber oft noch mit infrastrukturellen Herausforderungen.
- Osteuropa/Zentralasien: Zunehmende Integration in globale Messenetzwerke, Modernisierung der Infrastruktur.
Regionale Messetraditionen und -kulturen: Die Art, wie Geschäfte auf Messen gemacht werden, unterscheidet sich erheblich:
- Sachorientierung vs. Beziehungsorientierung: In Deutschland oder Nordamerika steht oft das Geschäft im Vordergrund, während in Asien, Lateinamerika oder dem Nahen Osten der Aufbau persönlicher Beziehungen und Vertrauen eine zentrale Rolle spielt, bevor Geschäfte abgeschlossen werden.
- Kommunikationsstile: Direkte, explizite Kommunikation (z. B. Deutschland) steht indirekter, kontextbezogener Kommunikation (z. B. Japan, arabische Länder) gegenüber.
- Zeitverständnis: Pünktlichkeit und straffe Zeitpläne (monochron) versus flexiblerer Umgang mit Zeit und parallelen Aktivitäten (polychron).
- Hierarchie und Status: Die Bedeutung von Titeln, Alter und Position variiert stark und beeinflusst die Gesprächsführung und Entscheidungsfindung.
Messezentren und Infrastruktur weltweit: Die Qualität der Messegelände ist sehr unterschiedlich. Während etablierte Zentren oft über hochmoderne Hallen, exzellente technische Versorgung und perfekte Messelogistik-Anbindungen verfügen, können in Entwicklungsmärkten Kompromisse bei Infrastruktur und Servicequalität notwendig sein. Die Standortwahl (Verkehrsanbindung, Hotels, Sicherheit) ist ein wichtiger Faktor.
Branchenspezifische globale Messelandschaft: Jede Branche hat ihre eigenen globalen Leitmessen und regionalen Schwerpunkte (z. B. Hannover Messe für Industrie, MEDICA für Medizintechnik, Anuga/SIAL für Lebensmittel). Die Kenntnis dieser Strukturen ist entscheidend für die Auswahl der richtigen Veranstaltungen.
Internationaler Messekalender und Zyklen: Messen finden oft in festen Rhythmen (jährlich, zweijährlich) und zu bestimmten saisonalen Schwerpunkten statt. Internationale Überschneidungen und branchenspezifische Zyklen müssen bei der langfristigen Planung berücksichtigt werden.
Internationale Trends: Globale Entwicklungen wie die Konsolidierung von Messegesellschaften, die zunehmende Digitalisierung und Hybridisierung, die Spezialisierung auf Nischenthemen und der wachsende Fokus auf Nachhaltigkeit prägen die Messelandschaft weltweit, wenn auch mit regional unterschiedlicher Ausprägung und Geschwindigkeit.
Ein tiefes Verständnis dieser globalen und regionalen Dynamiken ist unerlässlich, um internationale Messestrategien erfolgreich zu planen und umzusetzen, von der Auswahl der Veranstaltung bis zur Anpassung von Messedesign und Kommunikation.
11.2 Interkulturelle Kommunikation und Verhandlungsführung: Brücken bauen
Der Erfolg auf internationalen Messen hängt maßgeblich von der Fähigkeit ab, effektiv über kulturelle Grenzen hinweg zu kommunizieren und zu verhandeln. Missverständnisse aufgrund kultureller Unterschiede können schnell zu Irritationen, Vertrauensverlust und gescheiterten Geschäftsabschlüssen führen. Interkulturelle Kompetenz ist daher eine Schlüsselqualifikation für das gesamte Messeteam.
Grundlagen interkultureller Kommunikation:
- Kulturbedingte Wahrnehmungsfilter: Jede Kultur prägt die Art, wie wir die Welt wahrnehmen, interpretieren und bewerten. Sich dieser eigenen "kulturellen Brille" bewusst zu sein, ist der erste Schritt zur Vermeidung von Missverständnissen und Vorurteilen.
- Kulturelle Dimensionen (z. B. nach Hofstede): Modelle wie die von Geert Hofstede helfen, grundlegende kulturelle Unterschiede zu verstehen (z. B. Machtdistanz, Individualismus vs. Kollektivismus, Unsicherheitsvermeidung). Sie bieten eine Orientierung, dürfen aber nicht zur Stereotypisierung führen.
- High-Context vs. Low-Context Kommunikation: In Low-Context-Kulturen (z. B. Deutschland, USA) wird direkt und explizit kommuniziert. In High-Context-Kulturen (z. B. Japan, arabische Länder) spielen der Kontext, nonverbale Signale und unausgesprochene Annahmen eine viel größere Rolle. Dies beeinflusst Gesprächsführung, Verhandlungen und Vertragsgestaltung erheblich.
- Nonverbale Kommunikation: Gestik, Mimik, Blickkontakt, Körperhaltung und der Umgang mit persönlicher Distanz (Proxemik) werden kulturell sehr unterschiedlich eingesetzt und interpretiert. Fehlinterpretationen nonverbaler Signale sind eine häufige Quelle von Missverständnissen.
Regionale Kommunikationsstile und -praktiken:
- Begrüßung und Anrede: Rituale wie Händedruck (Intensität, Dauer), Verbeugung oder Wangenküsse variieren stark. Die korrekte Anrede mit Titeln und die richtige Reihenfolge von Namen sind in vielen Kulturen essenziell. Der Austausch von Visitenkarten folgt oft spezifischen Zeremonien (besonders in Asien).
- Gesprächsführung: Direktheit vs. Indirektheit, Sachorientierung vs. Beziehungsorientierung, Umgang mit Schweigen, Humor oder Kritik – all dies ist kulturell geprägt. Small Talk kann vor dem eigentlichen Geschäft eine wichtige Rolle spielen (besonders in beziehungsorientierten Kulturen).
- Verhandlungsführung: Das Tempo, die Bedeutung von Verträgen vs. mündlichen Zusagen, die Art der Argumentation (logisch vs. emotional), die Rolle von Hierarchien und die Bereitschaft zu Kompromissen unterscheiden sich erheblich. Geduld und Flexibilität sind oft Schlüssel zum Erfolg.
Umgang mit Sprachbarrieren:
- Sprachkompetenz im Team: Sicherstellung ausreichender Kenntnisse der lokalen Sprache(n) und/oder Englisch als globaler Geschäftssprache. Kennzeichnung der Sprachkompetenzen am Messestand.
- Einsatz von Dolmetschern: Auswahl qualifizierter, branchenkundiger Dolmetscher, umfassendes Briefing, klare Kommunikation im Dreieck Aussteller-Dolmetscher-Besucher.
- Mehrsprachige Materialien: Professionelle Übersetzung aller wichtigen Unterlagen (Broschüren, Website, Präsentationen), kulturelle Anpassung von Bildern und Beispielen.
- Klare und einfache Kommunikation: Vermeidung von Fachjargon, Idiomen und komplexen Satzstrukturen. Visuelle Hilfsmittel einsetzen. Aktives Zuhören und Verständnissicherung durch Nachfragen.
Entwicklung interkultureller Kompetenz: Dies ist ein Lernprozess, der Sensibilisierung, Wissensaufbau und praktische Erfahrung erfordert. Interkulturelle Trainings, Länderbriefings, die Reflexion eigener Erfahrungen und der Austausch mit erfahrenen Kollegen oder lokalen Partnern sind wichtige Bausteine. Offenheit, Respekt, Empathie und die Bereitschaft, von anderen Kulturen zu lernen, sind Grundvoraussetzungen.
Eine hohe interkulturelle Kompetenz ermöglicht es, Vertrauen aufzubauen, effektiv zu kommunizieren, erfolgreich zu verhandeln und langfristige internationale Geschäftsbeziehungen zu etablieren – entscheidende Faktoren für den Erfolg auf globalen Messen.
11.3 Logistik und Organisation internationaler Messebeteiligungen: Globale Komplexität meistern
Die Organisation einer internationalen Messebeteiligung ist logistisch deutlich komplexer als ein Auftritt im Heimatmarkt. Längere Transportwege, Zollformalitäten, unterschiedliche technische Standards und die Koordination mit lokalen Partnern erfordern eine besonders sorgfältige und vorausschauende Planung.
Internationale Transportlogistik:
- Transportmittelwahl: Abhängig von Destination, Zeitrahmen, Budget sowie Volumen und Empfindlichkeit der Güter (LKW, Bahn, Seefracht, Luftfracht, multimodaler Transport). Umweltaspekte (CO2-Fußabdruck) gewinnen an Bedeutung.
- Zeitplanung: Deutlich längere Vorlaufzeiten einplanen für Transport, Zollabfertigung und mögliche Verzögerungen. Pufferzeiten sind unerlässlich.
- Verpackung: Robuste, seemäßige oder luftfrachttaugliche Verpackung zum Schutz vor Transportschäden und klimatischen Einflüssen. Klare Kennzeichnung in relevanten Sprachen.
- Spezialisierte Dienstleister: Zusammenarbeit mit international erfahrenen Messespediteuren, die über lokale Netzwerke und Kenntnisse der spezifischen Anforderungen im Zielland verfügen, ist meist unerlässlich.
Zoll und Einfuhrbestimmungen:
- Zollverfahren: Klärung, ob eine vorübergehende Einfuhr (oft mittels Carnet A.T.A.) oder eine endgültige Einfuhr (z. B. für Verbrauchsmaterialien) notwendig ist. Jedes Verfahren hat spezifische Dokumentationsanforderungen.
- Erforderliche Dokumente: Handelsrechnungen, Packlisten, Ursprungszeugnisse, ggf. spezielle Genehmigungen oder Zertifikate müssen korrekt und vollständig vorbereitet werden. Das Carnet A.T.A. vereinfacht vieles, erfordert aber genaue Warenlisten.
- Länderspezifische Besonderheiten: Einfuhrbeschränkungen für bestimmte Waren, unterschiedliche Zollbewertungsverfahren, lokale Praktiken und mögliche Gebühren müssen im Vorfeld recherchiert werden.
- Zollabwicklung vor Ort: Zeit für die Abfertigung einplanen, Unterstützung durch den lokalen Spediteur nutzen, auf mögliche Inspektionen vorbereitet sein.
Lokale Dienstleister und Partner:
- Messebauer: Entscheidung zwischen komplettem Standbau durch lokale Firmen, Mitbringen des eigenen Standes oder hybriden Modellen. Wichtig sind Qualitätsprüfung, klare Verträge und Überwindung von Sprachbarrieren.
- Technische Dienstleister: Anpassung an lokale Standards (Stromspannung, Stecker, Vorschriften), Sicherstellung der Verfügbarkeit benötigter Technik und qualifizierten Personals vor Ort.
- Personal: Einsatz lokaler Hostessen, Dolmetscher oder Supportkräfte erfordert sorgfältige Auswahl, Briefing und Integration ins Team. Lokales Arbeitsrecht beachten.
- Weitere Services: Organisation von Catering, Reinigung, Sicherheit etc. oft über lokale Anbieter, wobei Qualitäts- und Hygienestandards zu prüfen sind.
Rechtliche und administrative Anforderungen:
- Genehmigungen: Standbaugenehmigungen, technische Abnahmen nach lokalen Vorschriften einholen.
- Versicherungen: Prüfung des bestehenden Versicherungsschutzes auf internationale Gültigkeit, ggf. Abschluss lokaler Zusatzversicherungen (Haftpflicht, Transport).
- Verträge: Internationale Verträge sollten Rechtswahl, Gerichtsstand und Regelungen für internationale Zahlungen klar definieren.
- Steuern: Klärung der Mehrwertsteuer-Regelungen im Zielland (Rückerstattungsmöglichkeiten), potenzieller Quellensteuern oder anderer lokaler Abgaben.
Reise- und Personallogistik:
- Reiseplanung: Frühzeitige Buchung von Flügen und Unterkünften (besonders bei großen Messen). Beantragung notwendiger Visa und Prüfung von Einreisebestimmungen.
- Unterkunft & Mobilität: Auswahl geeigneter Hotels in Messenähe oder mit guter Anbindung. Organisation lokaler Transporte.
- Sicherheit & Gesundheit: Information über länderspezifische Sicherheitsrisiken, Abschluss von Auslandskrankenversicherungen, ggf. notwendige Impfungen. Notfallpläne erstellen.
- Interkulturelle Vorbereitung: Briefing des Teams zu kulturellen Besonderheiten, Etikette und praktischen Tipps für das Zielland.
Finanzmanagement:
- Budgetierung: Berücksichtigung höherer Kosten für Messetransport, Messelogistik, Personal, lokale Dienstleistungen und potenzielle Währungsschwankungen. Puffer für Unvorhergesehenes einplanen.
- Zahlungsverkehr: Klärung internationaler Zahlungsmethoden, Währungsabsicherung, Umgang mit lokalen Währungen und Kreditkarten.
Eine professionelle, detaillierte und frühzeitige Planung unter Einbeziehung lokaler Expertise ist der Schlüssel zur Bewältigung der komplexen logistischen und organisatorischen Herausforderungen internationaler Messebeteiligungen.
11.4 Standgestaltung für internationale Zielgruppen: Kulturelle Resonanz erzeugen
Die Gestaltung eines Messestandes für ein internationales Publikum erfordert mehr als nur die Übersetzung von Texten. Sie muss kulturelle Präferenzen, Sehgewohnheiten und Symboliken berücksichtigen, um bei unterschiedlichen Zielgruppen positive Resonanz zu erzeugen und Missverständnisse zu vermeiden. Ziel ist eine Balance zwischen globaler Markenidentität und lokaler Relevanz.
Kulturelle Einflussfaktoren auf das Messedesign:
- Ästhetik und Symbolik: Farbwahrnehmung und die symbolische Bedeutung von Farben variieren stark (z. B. Weiß als Farbe der Trauer in Teilen Asiens). Auch Formensprachen, Ornamente und das Verhältnis von Funktionalität zu Dekoration werden kulturell unterschiedlich bewertet.
- Raumkonzepte: Die Präferenz für offene, kommunikative versus eher geschlossene, private Raumstrukturen ist kulturell geprägt. Ebenso der Umgang mit persönlicher Distanz (Proxemik) und die Bedeutung hierarchischer Raumordnungen (z. B. separate VIP-Bereiche).
- Kommunikationsstile: Das Design sollte den bevorzugten Kommunikationsstil unterstützen. In Low-Context-Kulturen sind klare, informative Grafiken wichtig, in High-Context-Kulturen spielt die atmosphärische Gestaltung zur Beziehungsförderung eine größere Rolle.
- Technologieakzeptanz: Die Affinität zu digitalen Medien und interaktiven Technologien ist nicht überall gleich ausgeprägt. Das Design sollte dies berücksichtigen und ggf. alternative, nicht-technologiebasierte Interaktionsmöglichkeiten bieten.
Balance zwischen Globalität und Lokalität:
- Globale Markenelemente: Kernbestandteile des Corporate Designs (Logo, Kernfarben, Schriften) sollten konsistent eingesetzt werden, um die globale Markenidentität zu wahren und Wiedererkennbarkeit zu schaffen.
- Lokale Adaption: Gleichzeitig können subtile Anpassungen an lokale Präferenzen erfolgen: Verwendung regional typischer Materialien oder Muster als Akzente, Einbindung lokaler Bildmotive (mit Bedacht!), Anpassung der Farbpalette an lokale Assoziationen.
- Flexible Konzepte: Modulare Standsysteme ermöglichen es, einen globalen Grundaufbau mit regional spezifischen Elementen (z. B. Grafiken, Dekoration) zu kombinieren und an unterschiedliche Standgrößen anzupassen.
Mehrsprachigkeit und visuelle Kommunikation:
- Textkonzepte: Reduzierung von Text auf das Wesentliche. Klare Hierarchie und gute Lesbarkeit. Professionelle Übersetzung durch Muttersprachler, die auch kulturelle Nuancen berücksichtigen. Ggf. mehrere Sprachen parallel oder digitale Lösungen zur Sprachauswahl anbieten.
- Visuelle Kommunikation: Einsatz von Bildern, Grafiken und Piktogrammen, die möglichst universell verständlich sind oder deren kulturelle Bedeutung bekannt ist. Vorsicht bei Symbolen, Gesten oder Darstellungen, die in anderen Kulturen negativ konnotiert sein könnten. Infografiken können komplexe Sachverhalte sprachunabhängiger vermitteln.
Kulturspezifische Funktionsbereiche:
- Empfang/Begrüßung: Gestaltung entsprechend lokaler Begrüßungsrituale und Hierarchieempfinden.
- Besprechungsbereiche: Angebot unterschiedlicher Settings (offen/geschlossen, formell/informell) je nach kultureller Präferenz für Verhandlungen und Gespräche.
- Hospitality: Anpassung des Catering-Angebots an lokale Essgewohnheiten und religiöse Vorschriften. Unterschiedliche Konzepte der Gastfreundschaft (z. B. Teerituale).
- Ruhezonen/Gebetsräume: Bereitstellung entsprechender Rückzugsmöglichkeiten, wo dies kulturell relevant ist.
Materialien, Licht und Atmosphäre: Auch die Auswahl von Materialien (lokale vs. globale Anmutung) und die Lichtgestaltung (hell/funktional vs. warm/atmosphärisch) sollten kulturelle Präferenzen und Assoziationen berücksichtigen, um eine angenehme und angemessene Umgebung zu schaffen.
Eine kultursensible Standgestaltung erfordert Recherche, Einfühlungsvermögen und oft die Zusammenarbeit mit lokalen Designern oder Beratern. Sie signalisiert Respekt gegenüber der Zielkultur und erhöht die Akzeptanz und Wirksamkeit des Messeauftritts erheblich.
11.5 Internationale Marketingstrategien für Messen: Global denken, lokal handeln
Erfolgreiche internationale Messebeteiligungen benötigen maßgeschneiderte Marketingstrategien, die über eine reine Übersetzung hinausgehen und lokale Marktgegebenheiten, kulturelle Kontexte und Kommunikationsgewohnheiten berücksichtigen.
Strategische Grundlagen:
- Standardisierung vs. Differenzierung: Entscheidung, inwieweit Marketingansätze global vereinheitlicht oder für jeden Markt spezifisch angepasst werden sollen. Oft ist ein "gokaler" Ansatz sinnvoll: globale Kernbotschaften mit lokaler Adaption.
- Positionierung: Anpassung der Marken- und Produktpositionierung an die spezifische Wettbewerbssituation und die Kundenbedürfnisse im jeweiligen Zielmarkt.
- Zielgruppen: Berücksichtigung kulturspezifischer Merkmale und Entscheidungsprozesse bei der Definition und Ansprache internationaler Zielgruppen.
- Ziele: Definition marktspezifischer Messeziele unter Berücksichtigung der jeweiligen Marktentwicklungsphase (Markteintritt, Wachstum, Etablierung).
Internationale Marken- und Produktkommunikation:
- Botschaften: Kulturelle Überprüfung und Anpassung von Kernbotschaften, Slogans und Nutzenversprechen auf ihre Relevanz und Verständlichkeit im Zielmarkt. Vermeidung von Fehlinterpretationen.
- Visuelle Kommunikation: Anpassung von Bildsprache, Farbwahl und Designelementen an lokale ästhetische Präferenzen und Symboliken.
- Produktfokus: Hervorhebung der Produktmerkmale und Anwendungsbeispiele, die im jeweiligen Markt besonders relevant sind. Berücksichtigung lokaler Standards und Normen.
Vor-Messe-Marketing:
- Kanalauswahl: Nutzung der im Zielmarkt relevantesten Kommunikationskanäle (z. B. spezifische Social-Media-Plattformen wie WeChat in China, lokale Fachmedien).
- Einladungen: Kulturell angepasste Tonalität, Gestaltung und Versandwege. Berücksichtigung lokaler Feiertage und Planungszyklen.
- Lokale Partnerschaften: Zusammenarbeit mit lokalen Vertriebspartnern, Verbänden oder Multiplikatoren zur Erhöhung der Reichweite und Glaubwürdigkeit.
Internationale PR und Medienarbeit:
- Medienlandschaft: Kenntnis der relevanten Fach- und Wirtschaftsmedien im Zielmarkt und ihrer Arbeitsweisen.
- Materialien: Professionelle Übersetzung und kulturelle Anpassung von Pressemitteilungen und -mappen. Bereitstellung lokaler Kontextinformationen.
- Kontakte: Aufbau von Beziehungen zu lokalen Journalisten, ggf. über lokale PR-Agenturen.
Kommunikation während der Messe:
- Standpersonal: Sicherstellung ausreichender Sprach- und Kulturkompetenz im Team (siehe 11.2).
- Gesprächsführung: Anpassung an lokale Kommunikationsstile und Verhandlungspraktiken.
- Materialien: Bereitstellung mehrsprachiger und kulturell angepasster Informationsmaterialien am Messestand.
Digitale Strategien:
- Lokalisierung: Anpassung von Websites, Landing Pages und digitalen Tools an lokale Sprachen, Währungen und technische Standards.
- Plattformen: Nutzung regional dominierender digitaler Plattformen und sozialer Netzwerke.
- Datenschutz: Einhaltung lokaler Datenschutzbestimmungen.
Nach-Messe-Marketing und Follow-up:
- Kommunikation: Kulturell angepasste Nachfassaktionen (Timing, Kanal, Tonalität).
- Materialien: Bereitstellung lokalisierter weiterführender Informationen und Angebote.
- CRM: Berücksichtigung lokaler Namens- und Adresskonventionen, Dokumentation kulturspezifischer Informationen.
Erfolgsmessung:
- KPIs: Definition marktspezifischer Kennzahlen unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten und unterschiedlicher Zeithorizonte für Geschäftsabschlüsse.
- Vergleichbarkeit: Entwicklung von Methoden zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse über verschiedene Märkte hinweg.
Eine erfolgreiche internationale Marketingstrategie für Messen erfordert eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Zielmarkt, kulturelle Sensibilität und die Bereitschaft zur Anpassung globaler Ansätze an lokale Realitäten. "Global denken, lokal handeln" ist hier das entscheidende Motto.

Frau Andra Busse
Projektmanagement
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Geschäftsführer